Brandmaier Webentwicklung

Part 2: Wie werden Websites erstellt und was macht ein Webentwickler eigentlich?

Da wir Websites täglich betrachten, wissen wir alle wie diese “von außen” aussehen. Das größere Problem ist jedoch zu verstehen, wie die Technik im Hintergrund funktioniert, sodass eine solche Website zustande kommt. Während Websites von außen oft sehr gleich aussehen, kann die Technik dahinter sehr unterschiedlich sein. Deswegen erkläre ich hier, welche Techniken in der Praxis genutzt werden, um eine Website zu erzeugen. Dazu verwende ich das spielerische Beispiel von Playmobil, Holz und Lego.

1. Website Baukasten / Visuelle Editoren (= Playmobil)

Ein Website-Baukasten ist der einfachste Weg, um eine Website zu erstellen. Dabei stellen Plattformen wie WIX oder Baukästen-Tools wie Adobe Dreamwaver und Page-Builder-Plugins Vorlagen bereit, welche die Nutzer in einem gewissen Rahmen anpassen können. Der eigentliche Programmiercode wird bei diesen Tools automatisch im Hintergrund erzeugt. Kleine Freelancer und Agenturen arbeiten häufig mit solchen Tools, denn diese sind besonders einfach zu bedienen. Beworben wird das dann als WIX-, Jimdo-, Baukasten- oder Elementor-Entwicklung. Ich ziehe hier gerne die Analogie, dass Baukästen Playmobil ähneln – wieso?

Wenn das Ziel ist, eine schöne Burg (= Website) zu bauen, dann bietet Playmobil bereits vorgefertigte Wände, Türme, Ritter und Pferde, die nur noch schön arrangiert werden müssen. Der grobe Rahmen und die Spielfiguren an sich sind aber bereits vorgegeben. Das heißt, der Webentwickler muss mit einem Website-Baukasten nur die vorgegebenen Elemente nehmen und diese so gut wie möglich zu einem stimmigen Design arrangieren.

Vorteile / Nachteile

Der große Vorteil hiervon ist, dass in kurzer Zeit mit kleinen Budget bereits eine Website erzeugt werden kann. Ich rate Interessenten, welche noch am Anfang stehen und erstmal mit wenig Budget starten möchten, einen Baukasten auszuprobieren oder einen Entwickler zu finden, der mit Baukästen arbeitet.

Der klare Nachteil von Baukästen ist jedoch, dass die vorgefertigten Elemente dem Besucher auffallen. Die Elemente passen oft nicht perfekt zusammenpassen, weshalb es Probleme bei der Darstellung gibt, die Seite nur langsam lädt oder bestimmte Funktionen einfach nicht umgesetzt werden können. Wenn Playmobil keine goldene Ritterrüstung im Sortiment hat, dann kann man diese eben auch nicht in der Burg verwenden.

Analogie

Stellen Sie sich vor, Sie bekommen eine Playmobil Burg geliefert. Ihr Vorteil ist, dass sie selbst die Pferde anders arrangieren oder eine Wand austauschen können. Schlecht ist aber, dass sie niemals etwas außerhalb des Playmobil Sortiments hinzufügen können und dass ihre Playmobil-Burg sehr ähnlich zu allen anderen Playmobil-Burgen aussehen wird.

2.Vanilla Programmierung (= Holz)

Vor allem bei enthusiastischen Softwareentwicklern sehe ich einen zweiten Weg zu Website: die Vanilla Programmierung – also das Entwickeln des Website-Codes ohne jegliche unterstützenden Systeme. Bei dieser Methode wird die Website direkt in Programmiercode vom Webentwickler umgesetzt, ohne dabei auf Baukästen oder andere Systeme zurückzugreifen. Diese Entwickler werben gerne mit HTML und CSS-Programmierung.

Diese Art der Websiteerstellung vergleiche ich gerne mit dem Schnitzen einer Burg aus Holz. Der Webentwickler hat die volle Kontrolle, denn aus Holz kann man theoretisch alles bauen, was man will. Wenn ein Entwickler also eine Website von Grund auf selbst erstellt, dann gestaltet er jedes Teil der Burg (= Website) – jede Wand, jedes Tor und jedes Pferd – einzeln und fertigt diese aufwendig an.

Vorteile / Nachteile

Der große Vorteil dieser Methode ist, dass die Burg (also die Website) dadurch komplett individuell gestaltet werden kann und auch innovative Funktionen programmiert werden können, welche kein Baukasten bietet.

Dennoch hat diese Methode große Nachteile, denn sie ist in meinen Augen sehr ineffizient. Die meisten Websites sind nicht komplex genug, sodass sich ein aufwendiges Programmieren von Hand lohnt. Des Weiteren macht man sich als Auftraggeber sehr von einem einzigen Entwickler abhängig, da meist nur dieser den eigenen Code versteht und somit sich auch um die Pflege und das Weiterentwickeln kümmern muss. Das heißt, jede Textänderung oder kleine Anpassung muss durch den Webentwickler im Code vorgenommen werden, was auf Dauer sehr lästig und auch kostspielig sein kann. Deswegen empfehle ich diese Methode nur, wenn es sich um sehr spezielle unkonventionelle Websites handelt, welche mit keiner anderen Technik umgesetzt werden können.

Analogie

Stellen sie sich vor, Sie bekommen eine Burg geliefert, welche aufwendig aus Holz gezimmert wurde. Wenn Sie etwas verändern oder anbauen wollen, fehlen Ihnen die handwerklichen Fähigkeiten, um dies zu tun. Das bedeutet, sie benötigen immer den Fachmann, der genau diese Burg gebastelt hat, um etwas an der Burg zu ändern.

3. Content Management Systeme (= Lego)

Zu guter Letzt gibt es noch die Arbeit mit Content-Management-Systemen. Ein Content-Management-System ist ein offizielles System mit standardisierten Richtlinien, welches benutzt werden kann, um eine moderne Website zu erstellen. Eines der am weitesten verbreiteten Systeme in dieser Kategorie ist WordPress. Weitere solche Systeme sind zum Beispiel Joomla, Drupal und Typo3.

Solche Systeme vergleiche ich gerne mit Lego. Sie bieten standardisierte Strukturen, aus denen eine Website aufgebaut werden kann. Diese sind so granular, dass man sie zu jeder beliebigen Struktur zusammensetzen kann. Ein Entwickler, der mit einem Content-Management-System arbeitet, nimmt also kleine Bauteile, wie zum Beispiel Login-Funktionen, Reaktionsfunktionen und Seitenstrukturen des offiziellen Systems und passt diese so an, dass die perfekt zu den Vorstellungen des Kunden passen.

Vorteile / Nachteile

Wie bei Lego geben diese Systeme einen gewissen Standard und damit auch Qualität vor. In meinen Augen sind diese Systeme bezüglich der Individualität der Website überlegem. Gleichzeitig haben sie im Gegensatz zur Vanilla-Programmierung auch den Vorteil, dass sie offiziellen Standards folgen und dadurch von jedem Entwickler zu jederzeit beliebig erweitert werden kann.

Ein Nachteil von Content-Management-Systemen ist jedoch die hohe Lernkurve für Entwickler. Es gibt nämlich hundert verschiedene Wege, wie man einen Kundenauftrag in WordPress umsetzen kann. Analog zu Lego kann ich einen Burgturm aus kleinen Blöcken, großen Blöcken oder auch Stangenstrukturen bauen und komme optisch zum gleichen Ergebnis. Leider ist nicht jeder Weg richtig und führt zu einer stabilen Burg. Ich sehe immer wieder Websites, welche vermeintlich “WordPress” benutzen. Bei genauerer Betrachtung hat der Entwickler jedoch den offiziellen Leitfaden (WordPress-Codex) missachtet, sodass die hübsche Front der Website von einem Flickenteppich aus Plug-ins, Editoren wie Elementor, externen Abhängigkeiten und stümperhaften Überschreibungen des WordPress-Systems zusammenhalten werden. Deswegen sollte man bei der Arbeit mit Content Management Systemen auf einen vertrauensvollen Entwickler setzen und mehr Budget als für eine Baukasten-Entwicklung einplanen.

Analogie

Stellen Sie sich vor, Sie bekommen eine Burg aus Lego geliefert. Der Webentwickler hat die größte Arbeit für Sie erledigt und die generelle Form der Burg perfekt in Lego abgebildet. Aufgrund des standardisierten Legos können Sie jedoch auch selbst einzelne Steine austauschen, die ihnen nicht mehr gefallen. Gleichzeitig kann auch jeder andere Entwickler, der sich mit Lego auskennt, weitere tolle Türme im gleichen Stil an Ihre Burg hinzufügen. Somit erhalten Sie eine gute Balance aus Individualität, aber gleichzeitig akzeptierten und verbreiteten Standards.

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